Behrnsche Mühle
Das alte VEB Kraftfuttermischwerk liegt direkt an einer Bundeswasserstrasse und zum Glück etwas abgelegen von den nächsten Wohnhäuser. Ein klappriger Bauzaun schützt dieses Gelände schon lange nicht mehr vor ungebetenen Gästen.
Nach einer langen Fahrt durch strömenden Regen, Hagel und Sonnenschein bin ich endlich angekommen. Das alte Kraftfuttermischwerk liegt direkt vor mir. Es deutlich größer, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich schaue mich erstmal etwas um, scheine hier aber heute wirklich meine Ruhe zu haben und sogar das Wetter hat sich wieder etwas gefangen.
Los geht es über den großen Innenhof des Areals. Linker Hand liegt ein Gebäudeteil, der wesentlich kleiner ist, als der zu meiner Rechten. Er erinnert eher an ein Wohnhaus, als an ein Industriegebäude. Vermutlich war hier die Verwaltung untergebracht. An diesem kleineren Gebäude laufe ich allerdings erstmal nur entlang und werfe vorsichtige Blicke ins Erdgeschoss, denn ich traue den maroden Holzböden nicht über den Weg. In einigen Bereichen scheint es hier auch schon mehrfach gebrannt zu haben. Ich möchte kein unnötiges Risiko eingehen und lasse die oberen Stockwerke lieber aus.
Ich drehe mich um und stehe vor der rissigen grauen Betonfassade der ehemaligen Produktionsgebäude, welche schon von dem ein oder anderen Graffiti Künstler verziert wurden. Die Sonne verschwindet in diesem Moment hinter schnell herannahenden, dunklen Gewitterwolken. Der Wind pfeift durch die teils offene Fassade und der Ort bekommt direkt ein ganz anderes Gesicht. Die grauen Betonriesen wirken auf einmal sehr bedrohlich. Einige von ihnen dürften mit Sicherheit über 30 Meter hoch sein.
Um dieser Bedrohung wenigstens gedanklich zu entkommen und vor dem herannahenden Gewitter geschützt zu sein, schauen ich mich doch nun lieber einmal im Inneren etwas genauer um. In den Räumen, die zum Innenhof zeigen, stehen noch Regale und Schreibtische herum. Die Böden sind mit alten Unterlagen Centimeter hoch bedeckt. Bei genauerem Hinsehen kann man auch noch Kontoauszüge, Bestelllisten und andere Buchhaltungsunterlagen entdecken. Daneben befinden sich auch noch Betriebsanleitungen und Wartungskarten der Maschinen, die hier im Einsatz waren.
Noch paddeln ein paar Kanufahrer über den angrenzenden See, aber das Wetter soll nun sehr schnell umschlagen. Es beginnt zu regnen und auch der erste Donner ist zu hören. Wenige Minuten später entlädt sich direkt über mir ein heftiges Sommergewitter. Geschützt von den massiven Betonbauten, kann ich meine Entdeckungstour zum Glück nahezu ungestört fortsetzen.
Vom laut prasselnden Regen begleitet laufe ich ein großes Treppenhaus hinauf bis ganz nach oben. Durch die davon abgehenden Türen kann man ins Innere einer großen Halle blicken. Hinter der Tür wartet jedoch nichts. Ein falscher Schritt und man würde viele Meter nach unten fallen. Was für ein toller Lost Place. Das Gebäude besteht aus Lagerräumen, riesigen Silos für Getreide und sehr viel Bauschutt. An einigen Stellen wirkt es, als hätte man bereits mit dem Rückbau begonnen. Zusammen mit der Gewitterfront verabschiede ich mich für heute von diesem Ort.
The history
Das ehemalige Kraftfuttermischwerk, auch Behrnsche Mühle genannt, ist ein wirklich imposanter Lost Place in Fürstenberg. Das verlassene Werk liegt direkt am Röblinsee und wurde in den vergangenen Jahren über den Schiffsverkehr und über einen Anschluss an das Schienennetz mit Getreide versorgt.
Dieses Getreide verarbeiteten bis zur Schließung im Jahre 1992 120 Arbeitskräfte zu Kraftfutter. Das Werk wurde bis zur Schließung immer wieder modernisiert und verfügte damit stets über die modernsten technischen Anlagen. Die Gebäude auf dem Gelände sind zum Teil bis zu 36 Meter hoch und noch heute teilweise relativ gut zugänglich. Der dicke Beton hat die Zeit überdauert.
Insgesamt umfasst das Betriebsgelände über 10.000 m² und die vier Hauptgebäude stehen in Nordost-Südwestrichtung. Das Areal liegt nicht einmal drei Gehminuten vom Bahnhof entfernt, direkt an der Bundeswasserstrasse. Hier konnte man nicht nur arbeiten, sondern auch den tollen Blick auf den See genießen. Die Frage ist nur, ob man dafür damals Zeit gehabt hat.