Kamerakram
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Das geheime Sprengstoffversuchslabor

Wir sind endlich an unserem Ziel angekommen, doch einen Lost Place kann ich hier nicht erkennen. Wir haben unsere Autos zwar etwas abseits geparkt, aber auch nach einem kurzen Fußmarsch sehe ich nirgendwo alte Gemäuer. Scheinbar müssen wir erstmal ein Waldstück durchqueren. Der Waldboden erinnert an ein Moor. Hin und wieder müssen wir zu dem sowieso schon sehr matschigen Boden auch noch einen Bachlauf überqueren. Irgendwann tauchen dann die ersten Gebäude vor uns auf. Endlich geschafft, das geheime Sprengstoffversuchslabor liegt direkt vor uns.


Links von uns taucht eine Art Versuchsrampe auf. Diese führt weiter in das Gelände hinein und mündet dann in einem Betonklotz. Auf den Betonklötzen, ähnlich wie bei Bahnschienen, war früher eine große Röhre montiert. In dieser wurde dann Kohlenstaub zur Explosion gebracht. Man testete auf diese Art und Weise, wie sich Brände bzw. Explosionen unter Tage verhalten und ausbreiten. Die Röhre muss aber schon vor langer Zeit abmontiert worden sein, denn die Betonsockel sind komplett mit Moos überwuchert. Ein paar Meter weiter scheinen noch zwei andere Teststrecken gewesen zu sein. Von ihnen sind aber nicht einmal mehr die Betonsockel übrig geblieben. Allein die Schneise in dem sonst sehr dicht bewachsenen Wald erinnert an den früheren Verwendungszweck.


Wir erreichen das erste Gebäude. Im Erdgeschoss gibt es nicht viel zu sehen. Hier sind drei Räume, die leer und dreckig sind. Dafür führt hier aber noch eine Treppe in den Keller. Wir schalten unsere Taschenlampen ein und steigen herab. Was uns hier wohl erwartet?


Vor uns liegt ein langer dunkler Gang, von dem auf der rechten Seite ein paar Räume abgehen. In diesen stehen große Regale. Das müssen Lagerräume gewesen sein. Mit jedem Meter werden unsere Schritte auf dem Betonboden lauter, denn ab hier laufen wir durch teils knöcheltiefes Wasser. In den letzten Tagen hat es sehr viel geregnet und vermutlich drückt das Grundwasser hier in den Keller. Das einzige, was man hier allerdings noch finden kann, ist eine alte Maschine. Sie steht verlassen in einem der letzten Kellerräume. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich der Rost durch die Halterung dieser Maschine gefressen hat und sie dann auch für immer verloren ist.


Auf der linken Seite des Flures ist noch ein Durchgang. Wir stehen in einer großen Halle, von deren Decke ein Kram herabhängt. An die große Haupthalle angeschlossen ist eine weitere kleine. Ein Blick nach oben sagt uns, dass wir diesen Raum besser nicht betreten. Die Metalldecke hängt gefährlich tief durch. Hier hat sich wahrscheinlich viel Regenwasser gesammelt, so dass die Decke jeden Moment einstürzen könnte. Wir können aber durch einen Spalt sehen, dass es einmal eine Art Werkstatt gewesen sein muss. Da sich hier scheinbar wirklich niemand hineingetraut hat, ist noch relativ viel eingerichtet. Alle Türen und Tore sind zugeschweißt. An die frische Luft gelangen wir also nur, wenn wir wieder durch den Keller stapfen.


Wenige Minuten später stehen wir draußen und freuen uns, dass die Sonne sich nun auch dazu entschieden hat, uns heute zu begleiten. Als nächstes kommt das Gebäude dran, was von außen aussieht, als wäre es einmal die Verwaltung gewesen. Im Eingangsbereich hängt eine große Informationstafel über das geheime Sprengstoffversuchslabor und danach wird es schwierig, den damals angedachten Verwendungszweck zu rekonstruieren. Ein paar Scherben lassen wir hinter uns und stehen in einem großen Raum mit allerhand Schaltkästen, einem riesigen Projektor und einer Kanzel an der oberen Seitenwand. Vielleicht wurde hier damals irgendwas unterrichtet, oder vorgeführt? Wir sind gespannt, ob sich im oberen Stockwerk noch irgendwas finden lässt, was die seltsame Raumaufteilung erklärt.


Nachdem wir bereits mehrere Teile des Geländes des geheimen Sprengstoffversuchslabors erkundet haben, hoffen wir, dass auch in diesem Gebäude noch ein paar Highlights auf uns warten. Wir steigen die Treppe hoch und landen in einer Art verlassenem Klassenzimmer. An einer Seite des Raumes hängt eine große Tafel an der Wand, an die sich ein kleiner Lagerraum anschließt. Hier stehen kleine hölzerne Aktenschränke. Vermutlich wurden hier einmal Lehrmaterialen untergebracht. Der Fußboden ist aufgequollen. Mit jedem Schritt sinkt man ein Stück ein. Ein ungutes Gefühl, aber von unten sah die Decke noch gut aus. Hoffentlich ist es wirklich nur der Fußbodenbelag, der aufgequollen ist. In einem anderen kleinen Nebenzimmer steht ein großes Reißbrett. Es ist nahezu unversehrt. Von hier aus geht es in eine weitere große Halle. Über eine schmale Metalltreppe erreicht man dadurch wieder das Erdgeschoss.


Wir gehen wieder nach draußen. Wir laufen ein Stück in den Wald hinein, denn auch hier verstecken sich überall alte Testgelände. Nach ein paar Metern taucht der erste Bunker auf. Ob und was hier gelagert wurde, ist unklar. Die Bunkertür ist verschlossen und schützt das Innere noch heute. Wir können nur vermuten, dass hier vielleicht einmal Sprengstoffe gelagert wurden. Auch der zweite Bunker, der sich nur einige Meter vom ersten befindet, ist fest verschlossen. Man kann erkennen, dass sich hier schon ein paar Menschen beim Versuch die Bunkertür zu öffnen, die Zähne ausgebissen haben. So weit wollen wir aber nicht gehen. Wir lassen auch diesen verlassenen Bunker zurück und richten unseren Blick auf das dichte Unterholz.


Vor uns tauchen mehrere Versuchsstationen auf. Ein großer Betonbehälter mitten im Wald. Darüber ein kleiner Kran. Ob hier auch Dinge zur Explosion gebracht wurden? Es ist wahnsinnig spannend, sich vorzustellen, was hier Tag für Tag gemacht wurde. Auch ein kleiner Unterstand taucht vor uns auf. Er ist mehr Bunker als Unterstand. Wenn man sich hineinstellt, kann man durch einen schmalen Spalt auf eine der Versuchsstationen blicken. Wir nehmen an, dass die Mitarbeiter von hier aus die Sprengungen und Explosionen auslösten. In diesem Gebäude waren sie in Sicherheit. Leider erinnert nur noch ein kleiner Sicherungskasten an das, was hier einst war. Es geht einen kleinen Trampelpfad entlang und direkt erscheinen die nächsten Gebäude des geheimen Sprengstoffversuchslabors. Dieser Lost Place in NRW ist riesig groß. Das Gelände ist total unübersichtlich und wirkte zuerst eher klein. Die Bäume und Büsche sorgen dafür, dass man wirklich genauer hinschauen muss.


Wir erreichen die ehemaligen Werkstätten. Leider sind sie komplett ausgebrannt. Das Innere ist pechschwarz, aber die Werkbänke haben dem Feuer standgehalten. Das Nachbargebäude hat wieder diese kleinen Sichtfenster, wie man sie aus Geschützstellungen kennt. Durch diese können wir ins Innere blicken. Hier finden sich weitere Werkbänke, Aktenschränke und jede Menge Unterlagen. Zu gerne würden wir einmal in der Zeit zurückreisen, um zu sehen, wie es hier früher einmal zugegangen ist.


L'historique

Im Jahr 1908 gab es auf der Zeche Radbod ein verheerendes Grubenunglück, welches nicht nur 349 Menschen das Leben kostete, sondern auch erhebliche soziale, politische und technische Folgen hatte. Die Zeche Radbod verlor fast die gesamte Mannschaft der Nachtschicht. Die Angehörigen hatten mit finanziellen Problemen fertigzuwerden und lösten eine Welle der Spendenbereitschaft aus, die technische Ausrüstung der Grubenlampen wurde verbessert und die Schaffung unabhängiger Sicherheitsbehörden im Bergbau hatte genau hier einen ihrer Startpunkte.


Als Folge dieses Unglücks wurde im Deutschen Reich angeordnet, dass in Schlagwettergruben die Benzinsicherheitslampen als Arbeitsgeleucht abgeschafft und durch neuartige elektrische Sicherheitslampen ersetzt werden. Diese wurden nach der Wiederaufnahme der Förderung im Jahr 1909 zuerst auf der Zeche Radbod eingeführt. Nach der Umstellung durften nur noch Steiger, Wettermänner und Schießhauer Wetterlampen benutzen.


Dieses Grubenunglück sorgte dafür, dass man eigene Versuchsstrecke für die Untersuchung von Kohlenstaubexplosionen errichtete. Da diese Versuchsstrecken immer in der Nähe von Zechen errichten wurden, entstand 1908 eben diese Versuchsstrecke genau hier in Dortmund. Ab dem Jahr 1913 gab es hier eine 200 Meter lange Kohlenstaub-Versuchsstrecke. Davon ist heute nur noch das Ende erhalten. Das Rohr, mit einem Durchmesser von 1,80 Meter ist leider demontiert worden. Mit diesen Versuchsstrecken gelang der wissenschaftliche Nachweis, dass bestimmte Kohlenstaubarten Laufexplosionen verursachen können, bei denen die Druckwelle einer gezündeten Staubexplosion fortlaufend abgelagerten Kohlenstaub aufwirbelt und so die Explosion sich durch die Strecken unter Tage ausbreitet, wobei der Explosionsdruck immer stärker wird.


Bis ins Jahr 2001 wurde hier geforscht. Es wurden Sprengstoffe getestet und auch die Sicherheit unter Tage konnte erheblich verbessert werden.



Faits saillants

Catégorie:  


Industriel

Année de construction:  


1910

Abandonné depuis:  


2001

L'état des lieux:  


Pourriture naturelle

Contrôle:  


Inconnu

Niveau de vandalisme:  


Vandalisme important

Niveau de difficulté:  


Moyen



Commentaires

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