Das Jagdschloss im Wald
Unser Ziel ist ein kleiner Parkplatz, von dem sonst wahrscheinlich fast ausschließlich Wandertouren gestartet werden. Dort angekommen machen wir uns auf dem Weg zu einem ganz besonderen Lost Place. Wir laufen los und befinden uns auf einmal mitten in einer sehr bizarren Landschaft. Eigentlich würden wir gerade mitten in einem dichten Wald stehen, aber links und rechts vom Wegesrand sind maximal gefällte Bäume zu sehen.
Wenn man in den letzten Sommern die Nachrichten verfolgt hat, konnte man öfter Berichte über das Waldsterben sehen. Was genau das bedeutet wird mir erst jetzt klar. Bedingt durch langanhaltende Hitze und Käferbefall mussten hier etliche Bäume gefällt werden, oder sind bei Stürmen einfach umgefallen. Sowas habe ich noch nie gesehen. Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass man es schafft, dieses Gebiet wieder aufzuforsten.
Vor dieser Tour haben wir schon den Bergbauwanderweg in Ramsbeck hinter uns gebracht. Dementsprechend müde sind meine Beine und bei jedem Meter, den wir hier bergab laufen, wird meine Angst vor dem Rückweg etwas größer. Die Landschaft entschädigt uns allerdings für den jetzt schon einsetzenden Muskelkater.
Nach ungefähr 30 Minuten taucht das vergessene Jagdschloss auf einmal vor uns auf. Es wirkt, als würden wir vor einem riesigen Gemälde stehen. Die herbstlichen Farben und das einsame Haus mitten im Wald sorgen für einmalige Motive. Das Haus ist auf den ersten Blick völlig unbeschädigt. Keine eingeschlagenen Fenster, keine Graffitis und kein Müll. Dadurch, dass dieser Lost Place nur zu Fuß zu erreichen ist, kommen hier wahrscheinlich keine Menschen vorbei, die einfach nur ihrer Zerstörungswut nachgehen wollen.
Im Inneren des vergessenen Jagdschlosses ergibt sich allerdings ein etwas anderes Bild. Das Dach ist nicht mehr dicht und dadurch gelangt Regenwasser direkt ins Innere. Die Holztreppe ins Obergeschoss ist aufgeweicht und teilweise bereits eingestürzt. Man kann aus dem Erdgeschoss durch große Löcher in der Decke nach oben schauen. Ich verzichte also lieber auf das Obergeschoss und schaue mich in den Räumen um, die direkt vor mir liegen. Hier stehen ein paar verzierte Holzbänke herum. Direkt daneben ein Tisch mit alten Lebensmitteln, Tassen und etwas Werkzeug.
Eine kleiner Treppe führt uns in den Keller. Ohne Taschenlampen kämen wir hier nicht weiter. Die Kellerfenster sind mit Holz verkleidet und lassen kein Tageslicht hinein. Die Kellerräume sind allerdings auch sehr leergeräumt. In einem Keller sind große Haken an der Decke angebracht. Vermutlich wurde hier nach erfolgreicher Jagd das erlegte Wild aufgehängt. Weiterhin können wir hier unten noch einen alten Holzofen finden. Könnte man den wieder aufbereiten, würde er mit Sicherheit richtig was hermachen. Auf dem Ofen steht eine große Metalldose Maggi. Vielleicht war der ehemalige Besitzer zwar ein guter Jäger, aber eher ein mittelmäßiger Koch. Mich würde wirklich sehr interessieren, was dieses Haus im Laufe der Jahre für Geschichten erlebt hat. Ein wirklich toller Lost Place.