Kamerakram
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Schraubenwerke Knipping-Dorn GmbH

Wir starten unsere Tour aus einer Seitenstraße. Links und rechts von uns stehen kleine Wohnhäuser und gefühlt sitzen hinter jedem Fenster aufmerksame Augenpaare, die nur auf uns gewartet haben. Unentdeckt kommen wir hier also mit Sicherheit nicht weiter, aber wir wollen es trotzdem versuchen. Von der Straße aus sieht das Gelände des Schraubenwerk Dorn schon mal vielversprechend aus.


Ein Tor steht offen und somit sind wir schneller als gedacht auf dem großen Gelände. Wir betreten die erste Lagerhalle und es riecht stark nach altem Öl. Man hat fast das Gefühl, dass sich beim Atmen langsam ein Film über die Zunge legt. Hoffentlich ist das aber nicht mehr als ein Gefühl. In der ersten großen Halle des ehemaligen Schraubenwerk Dorn ist nicht mehr viel übrig geblieben. Lediglich ein altes Waschbecken und ein verrosteter Seifenspender haben die Zeiten überdauert. Wir steigen über einen Mauervorsprung in das herab, was einmal die zentralen Hallen gewesen sein müssen. Heute steht dort nur noch ein Stahlgerippe.


Auch hier ist nicht mehr viel von dem übrig geblieben, was hier einst zur Produktion von der Schrauben gedient hat. In den Böden finden wir noch einzelne Verankerungen von Maschinen und Wartungsschächte. Die 2009 begonnenen Abrissarbeiten haben dafür gesorgt, dass sich die Natur hier noch schneller ausbreiten kann. Überall wachsen kleine Bäume und Sträucher. Selbst in den mit Ölfilmen bedeckten Wasserbecken wachsen Pflanzen. Es ist beeindruckend, wie sich die Natur selbst in so von Menschen verdreckten Orten zurecht finden kann.


Die mit Moos bedeckten Hallenböden und die lichtdurchfluteten Deckenlichter bieten trotz des ganzen Mülls tolle Fotomotive. Wieder stellen wir fest, dass jeder verlassene Ort seine ganz eigene Stimmung transportiert. Kein Lost Place ist wie der andere, auch wenn sie sich optisch manchmal ganz schön ähnlich sind. Wir schauen uns auch noch die anderen Hallen des Geländes an, bis wir unsere Tour für diesen Tag beenden.


Die Historie

Die Firma Dorn Schrauben war von 1900 bis 1997 in Herne ansässig. Das ursprünglich in Altenkirchen im Westerwald angesiedelte Unternehmen verlegte ihren Produktionsstandort im Jahr 1900 nach Herne. In den ersten Jahren am neuen Standort wurden hier hauptsächlich Schrauben für den Bergbau und dessen Zulieferindustrie produziert. Im Laufe der Zeit kamen weitere Abnehmer wie z.B. die Eisenbahn sowie der Brücken-, Schiff-, Waggon-, Fahrzeug- und Landmaschinenbau hinzu.


Nach einigen Startschwierigkeiten, durch die wirtschaftliche Lage, fehlende Fachkräfte und eine unzureichende maschinelle Ausstattung, stabilisierte sich das Unternehmen ab 1907. In den 1920er und 1930er Jahren wurde das Fabrikgelände durch umfangreiche Grundstückskäufe erweitert und neue Werkshallen errichtet.


Die Anzahl der Angestellten wuchs zusammen mit dem Erfolg des Schraubenwerk Dorn. So wuchs die Zahl der Mitarbeiter von 170 im Jahr 1912 auf 569 Beschäftigte im Jahr 1950. 1981 erfolgte die Umfirmierung in Knipping-Dorn GmbH. Diese produzierte bis zur Schließung am 31. Dezember 1993 Schrauben für die Auto- und Nutzfahrzeugindustrie, den Bergbau, sowie den Maschinen- und Anlagenbau. Zuletzt waren hier knapp 200 Mitarbeiter beschäftigt.


Leider wurden nicht nur die großen Fabrikhallen zurückgelassen. Das Erdreich ist heute voller Altlasten. Angeblich wurde hier zur Zeit des zweiten Weltkriegs Öl gefördert. Das Gelände lag nach der Nutzung viele Jahre brach. Die ersten Plänen sahen eine Nachnutzung in Form von Einkaufen, Wohnen und Naherholung vor.


Im Jahr 2008 erhielt ein großer Elektronikhandelskonzern eine Baugemehmigung. Während der ersten Abrissarbeiten zog sich der Konzern allerdings 2010 zurück und seitdem liegt das Gelände wieder brach. Bislang ist ungeklärt, was nun mit dem Gelände der Dorn Schrauben passieren soll.


Kurze Fakten

Kategorie:  


Industrie

Baujahr:  


1900

Verlassen seit:  


1993

Vandalismus:  


Erheblicher Vandalismus

Schwierigkeitsgrad:  


Gering



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