Deutsches Erholungswerk
Ich betrete das Gebäude durch eine unscheinbare Seitentür. Der Boden knirscht unter meinen Schritten, feiner Staub liegt wie ein Schleier über allem. Die Nachmittagssonne fällt durch das halb geöffnete Fenster in die Küche – sie beleuchtet Gläser, die ordentlich aufgereiht neben dem Spülbecken stehen, als hätten sie auf den nächsten Besuch gewartet, der nie kam. Es riecht nach feuchtem Holz, nach Vergangenheit.
Ich gehe weiter, durch Räume voller Stille. Die Gardinen sind orange, die Sofas mit altrosa Stoff bezogen – ein Wohnzimmer wie aus einer anderen Zeit. Auf dem Tisch stehen Tassen, sauber arrangiert. Daneben ein Wasserkocher, als sei gerade erst jemand aufgestanden. Die Atmosphäre ist surreal – nichts ist zerstört, nichts geplündert. Es fühlt sich eher an wie ein Ort, den man aus Höflichkeit nicht stört.
In einer Schublade entdecke ich noch eine alte Bedienungsanleitung für einen Grundig-Fernseher. Ich streiche mit den Fingern darüber. Alles hier ist so vertraut, so bieder, so sicher – und gleichzeitig so verloren. Selbst der Duschvorhang mit quietschgelben Enten hängt noch. Ein Raum weiter ein Regal voller Bücher: Duden, Rosamunde Pilcher, Bildbände aus den 80ern. Es ist, als hätte man nur eben die Tür hinter sich zugezogen, um einen Spaziergang zu machen – und nie wieder zurückgefunden.
Ich nehme mir Zeit. Ich fotografiere. Ich versuche zu verstehen, wie ein Ort, der so viel Wärme ausstrahlt, einfach vergessen werden konnte. Es ist nicht der Verfall, der diesen Lost Place so besonders macht – es ist die Bewahrung. Die Alltäglichkeit, die in dieser Kulisse wie ein Echo wirkt. Und ich höre sie: die Gespräche, das Kaffeekränzchen, das Lachen der Kinder auf dem Flur.
De geschiedenis
Das Deutsche Erholungswerk (DEW) wurde 1948 von der Bundesregierung initiiert, um Menschen aus Kriegsgebieten, Familien mit geringem Einkommen und Rentnern eine günstige Möglichkeit zur Erholung zu bieten. In der wirtschaftlich schweren Nachkriegszeit war das DEW eine soziale Einrichtung mit klarem Auftrag: Gesundheit, Erholung und Integration fördern – in einfachen, aber charmanten Unterkünften.
Die Häuser waren oft schlicht eingerichtet, aber liebevoll geführt. Hier wurde gemeinsam gekocht, gespielt, gewandert. Viele Kinder verbrachten hier ihre ersten Ferien. Die Einrichtungen standen meist in landschaftlich reizvollen Gegenden, um die Verbindung zur Natur zu stärken und einen Kontrast zum oft tristen Stadtleben zu schaffen.
Mit dem gesellschaftlichen Wandel, zunehmendem Individualtourismus und steigender Ansprüche an Komfort verlor das DEW ab den 90er-Jahren zunehmend an Bedeutung. Viele Häuser wurden geschlossen, manche verkauft – einige, wie dieses hier, einfach zurückgelassen. Heute sind sie stille Mahnmale einer Zeit, in der Erholung noch etwas Gemeinschaftliches war.
Korte feiten
Bouwjaar:
1948
Verloren sinds:
1990
Conditie:
In goede staat
Bewaking:
Geen
Vandalisme:
Matig vandalisme
Risiconiveau: