Kamerakram
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Das verlassene Ingenieurbüro

Es ist ein wunderschöner Herbsttag und die goldene Stunde hat gerade begonnen. Ein leichter Wind weht die bunten Blätter um meine Füße und sorgt dafür, dass man das alte Gemäuer schon aus einiger Entfernung riechen kann. Ein vertrauter modriger Geruch, absolut unverwechselbar. Es ist eine Mischung aus feuchten Wänden, Metall und irgendwelchen Ölen.


Voller Vorfreude bewege ich mich auf das verlassene Ingenieurbüro zu und bin gespannt, was hinter den Mauer so alles auf mich wartet. Über eine Seite des Gebäudes erstreckt sich eine große Fensterfront, so dass mich das Herbstlicht auch im Inneren begleiten wird. Durch eine schwere Metalltür gelange ich ins Innere. Sie fällt krachend hinter mir zu und ich stehe in einer kleinen Werkstatt.


Eine Standbohrmaschine, Werkbänke, Abzugshauben und allerhand Werkzeuge sind hier zu finden. Es wirkt gerade so, als hätten die Angestellten vor kurzer Zeit Feierabend gemacht und würden morgen früh wieder hier auftauchen. Wenn doch nur jeder Lost Place so aussehen würde, wie dieser hier. Es ist kein Vandalismus zu erkennen. Ich baue mein Stativ auf und beginne damit, jeden noch so kleinen Winkel zu dokumentieren. Überall finden sich tolle Details, die gerade durch das einfallende Sonnenlicht besonders gut zur Geltung kommen.


Direkt an die Werkstatt ist der Bürobereich und eine Art Aufenthaltsraum angeschlossen. Die Schreibtische liegen voll mit Unterlagen und Notizbüchern der ehemaligen Angestellten. In den Schränken findet sich die ein oder andere leere Flasche Bier. Hier hat man es sich wohl auch nach dem Feierabend noch gemütlich gemacht. Auf der kleinen Küchenzeile steht sogar noch eine geöffnete Packung Kaffee, aber irgendwie glaube ich nicht, dass dieser noch schmecken wird. Dazu kommt, dass auch in der Kaffeemaschine selbst mittlerweile etwas sehr flauschiges gewachsen ist.


In einigen Bereichen scheint das Dach mittlerweile der Witterung nachgegeben zu haben, schließlich arbeitet hier schon seit knapp 15 Jahren niemand mehr. Das Regenwasser ist durch das Dach gesickert und läuft an den Wänden herunter, um dann Pfützen auf dem Fußboden zu bilden. Es bleibt dann auch nicht lange bei den Pfützen allein. Schimmel und Moos fühlen sich hier besonders wohl und geben dem gesamten Raum einen etwas surreal grünen Farbstich. Zum fotografieren ist das perfekt, für längere Aufenthalte ohne Atemschutz aber wohl eher weniger.


Ein wunderschöner verlassener Ort, an dem ich unzählige Bilder aufgenommen habe, mit denen sich fast ein komplettes Buch füllen ließe.


The history

Zur Geschichte des kleinen verlassenen Ingenieurbüros kann ich an dieser Stelle leider nicht all zu viel verraten, um diesen Ort vor Vandalismus zu bewahren. Das Gebäude ist in den 1920er Jahren entstanden und wurde vor ungefähr 15 Jahren verlassen. Seitdem gibt es dort fast ausschließlich natürlichen Verfall, was diesen verlassenen Ort zu etwas ganz besonderem macht.


Short facts

Category:  


Industrial

Construction year:  


1920

Risk level:  


High



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