Kamerakram
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Institut de chimie et de métallurgie

Am Institut de chimie et de métallurgie angekommen, überprüfe ich noch einmal schnell mein Objektiv und mache mich dann schnell auf den Weg. Das Areal dieses beeindruckenden Gebäudes scheint ziemlich groß zu sein, und daher bleibt heute wenig Zeit für ausgedehnte Pausen. Überall um das Gebäude des Institut de chimie et de métallurgie sind Neubauten errichtet worden und obwohl Wochenende ist, scheinen hier gerade Menschen zu arbeiten. Unbemerkt bewegt sich hier auf jeden Fall niemand über das Gelände.


Ich beginne meine Erkundungstour im Kellerbereich der alten Universität. Hier ist es komplett dunkel und ich finde nur mit Hilfe meiner Taschenlampe das Treppenhaus. Ich sehe zu, dass ich schnell wieder in hellere Bereiche komme, denn irgendwie ist es hier schon ziemlich unheimlich. Der Wind pfeift durch die leeren Hallen und Flure und Regenwasser tropft von den Decken auf den nackten Beton. Eine wirklich unheimliche Geräuschkulisse.


Weiter oben im Gebäude ist es zum Glück hell genug, um zu fotografieren und sich nicht mehr ganz so unwohl zu fühlen. Ich schreite jedes Stockwerk ab, indem ich einmal im Kreis durch die größtenteils leeren Hallen und Flure laufe. Das einzige, was hier noch an Einrichtung geblieben ist, sind ein paar kleine Hörsäle mit Tafeln und ein paar kleinere Holzverschläge. Hier saßen vielleicht einmal Mitarbeitende der Universität und haben die Studierenden mit Informationen versorgt. 


In einigen Bereichen des Gebäudes haben sich Tauben eingenistet. Ein beißender Gestank von Kot liegt in der Luft und auch scheinen einige von Ihnen den Ausgang nicht mehr gefunden zu haben. Darauf deuten zumindest die halb skelettierten Überreste auf dem Fußboden hin.


Auch sind immer wieder Infokästen zu finden, in denen wahrscheinlich einmal die unterschiedlichen Veranstaltungen angeschlagen waren. In den großen leeren Hallen haben sich einige Graffiti-Künstler verewigt. Wenigstens ein paar von ihnen haben mehr hinterlassen, als bloße Schmierereien an den Wänden. Auch wenn das Gebäude zum größten Teil entkernt ist, ist es spannend sich hier einmal in Ruhe umzusehen. Ich gehe auch nicht davon aus, dass die alte Universität hier noch lange erhalten bleibt. Schließlich ist die Nachbarschaft bereits komplett umgebaut und saniert worden.


The history

Das Institut de Chimie et de Métallurgie, das größte Gebäude auf dem Val-Benoît-Gelände, ist ein herausragendes Beispiel für minimalistische Architektur und modernen Funktionalismus. Das Institut, welches von dem Architekten Albert Puters im Jahr 1937 entworfen wurde, erstreckt sich entlang des Ufers der Maas und sollte eine vielversprechende Zukunft haben.


Die Universität Lüttich, gegründet im Jahr 1917, wuchs zusammen mit der städtischen Entwicklung der Stadt selbst. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Technische Fakultät auf der Suche nach Erweiterungsmöglichkeiten. Das Val-Benoît-Gelände, ein ehemaliges Zisterzienserkloster, wurde als Standort für neue universitäre Einrichtungen ausgewählt. Fünf Gebäudekomplexe wurden geplant, darunter das Institut de Chimie et de Métallurgie. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 1930, und das Gebäude wurde am 26. November 1937 von König Leopold III. eingeweiht. Dazu kamen gleichzeitig dann auch noch das Institut für Bauingenieurwesen, ein Labor für Thermodynamik und ein eigenes Heizkraftwerk.


Das von Architekt Albert Puters entworfene Institut de Chimie zeichnet sich selbst heute noch durch seine schlichte Eleganz aus. Es erstreckt sich entlang des Ufers der Maas in Form eines "E". Das Gebäude ist ein Paradebeispiel für eine äußerst funktionale Architektur, bei der die verschiedenen Bereiche klar voneinander getrennt werden. 


Es beherbergte Abteilungen für analytische Chemie, industrielle Chemie, Elektrochemie, physikalische Chemie, Metallurgie und Hüttenkunde, die sich mit der Metallgewinnung durch Verhüttung von Erzen befasst. An den Enden der Seitentrakte waren die Labore untergebracht, während der Haupttrakt Vorlesungssäle und Hörsäle beherbergte. 


Man findet hier keine Anspielungen auf historische Stile. Alles ist in einem modernen funktionalistischen Stil gestaltet, der sich in der Anordnung der Aktivitäten, der Beleuchtung, der Verkehrswege, der nahtlosen Verbindungen zwischen den verschiedenen Bereichen und der Flexibilität der Räume widerspiegelt. Das gesamte Gebäude zeichnet sich durch hohe Effizienz aus und soll dafür sorgen, dass sich die Besucher schnell zurechtfinden. 


Strukturell besteht das Gebäude aus einem Stahlrahmen, der mit Sichtbeton verkleidet und im Inneren sichtbar ist. Die Fassade hingegen wurde mit einem dunklen Backstein verkleidet. Naturstein wird für die Sockel, Treppenstufen und Fensterschwellen verwendet, was lange horizontale Bänder schafft und die Horizontalität betont.


Im Jahr 2014 verkaufte die Universität Lüttich das Gebäude für Chemie und Metallurgie an die SPI (Société Provinciale d'Industrialisation). Das Gelände soll nun hauptsächlich zu einem Zentrum für wirtschaftliche und kulturelle Aktivitäten, sowie zu Wohnungen umgewandelt werden.



Short facts

Category:  


Educational

Construction year:  


1937

Lost since:  


2014

Condition:  


Gutted

Monitoring:  


None

Vandalism:  


Moderate Vandalism

Risk level:  


Medium



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