Kamerakram
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Knopffabrik PSW

Nachdem wir ein drittes Mal an der Einfahrt vorbeigefahren sind, geben wir die vermutete Adresse der verlassenen Druckknopf und Metallwaren-Fabrik in Wuppertal ins Navi ein, um eine vierte Schleife um das Gelände zu vermeiden. Als wir endlich ankommen, macht sich Ernüchterung breit. Überall laufen Bauarbeiter herum, ein unbemerktes Reinkommen scheint unmöglich.


Das Auto parken wir auf dem großen Parkplatz und steigen aus. Wir möchten uns umsehen. Es riecht hier, wie es an so ziemlich allen verlassenen Orten riecht. Es sind die feuchten Wände, der Schutt und gammelige Möbel. Der Geruch ist unverkennbar. Nachdem wir uns ein bisschen umgeschaut haben, ist klar, dass wir nicht ungesehen an den Bauarbeitern vorbeikommen können. Uns bleibt keine andere Wahl, als sie zu fragen, ob wir uns dort mal etwas umsehen dürfen.


Wenige Minuten später ist die Laune deutlich besser und wir betreten eine große Halle im Erdgeschoss. Wasser tropft von der Decke und überall liegen Schuttberge herum. Was hier einmal gewesen ist, wurde schon zerstört und beseitigt. Wir laufen weiter und gelangen in eine Art Fertigungsstraße. An einigen Wänden hängen noch Poster mit Sicherheitshinweisen. Hier wurden Materialien für Prym gefertigt.


Weiter geht es durch große leere Hallen. Die Fenster sind eingeschlagen, so dass der Wind uns um die Ohren pfeift. Wir durchqueren eine Halle nach der anderen. Hier gibt es leider gar nichts mehr zu sehen. Obwohl das Gebäude noch gar nicht so lange leer steht, wurde hier schon sehr viel zerstört, geplündert, oder zurückgebaut – Gerne wüssten wir, wie es hier noch vor ein paar Jahren ausgesehen hat.


Das dunkle, stickige Treppenhaus bringt uns in die anderen Stockwerke. Dort sieht es nicht anders aus. Wenn man noch etwas von der ursprünglichen Einrichtung finden kann, dann sind es Trümmer. Erst als wir die niedrigeren Hallen erreichen, finden wir noch Werkbänke, Pressen und große Behälter, in denen einmal Chemikalien aufbewahrt wurden. Auf dem Boden finden sich immer wieder große bunte Pfützen.


The history

Bis zum letzten Augenblick dachte ich, dass es sich bei diesem Lost Place in Wuppertal um die verlassene Knopffabrik PSW handeln würde. Als ich mich auf die Suche nach Informationen zu diesem Gebäude machte, musste ich feststellen, dass ich falsch lag. Wir hatten nicht die Knopffabrik PSW, sondern die Druckknopf und Metallwaren-Fabrik besucht. Diese beiden Gebäude haben dennoch etwas gemeinsam – Informationen zur Geschichte sind sehr schwer zu finden.


Am 1876 eröffnet Carl Schaeffer in Wuppertal einen Handel mit Stoffen für Damenstiefel, Schuhhaken und Ösen. Vier Jahre später begann er dann mit der Herstellung verschiedener Metallartikel und sichert sich zusammen mit der Fa. Pischon den Vertrieb von neuartigen Druckknöpfen im damaligen Deutschen Reichsgebiet.


1951 feiert Schaeffer sein 75 jähriges Bestehen. Trotz der schweren Luftangriffe hat das Werk den zweiten Weltkrieg, wie durch ein Wunder mit schweren Schäden überstanden. Die einzige Bombe, die das Werk direkt traf, war ein Blindgänger. Zum diesem Jubiläum waren dort schon wieder 550 Mitarbeiter beschäftigt.


1988 erwirbt die Wilhelm Prym GmbH & Co.KG die Schaeffer-Scovill GmbH. Es entsteht die Schaeffer GmbH. Im Zuge der sich international verlagernden Bekleidungsindustrie und der Aufgabe einer kompletten Produktlinie werden Investitionen verringert und Arbeitsplätze abgebaut.


Als Prym 2003 zu einer hohen EU Strafe wegen Preisabsprachen verurteilt wird, rückt eine Schließung des Unternehmens immer näher. Im Jahre 2010 wird die Fertigung aufgegeben und in der 104 Jahre alten Fabrik in Wuppertal gehen für immer die Lichter aus. Nach der Schließung entstand dort ein weiterer verlassener Ort in NRW.


Short facts

Category:  


Industrial

Lost since:  


2010

Monitoring:  


Unknown

Vandalism:  


Significant Vandalism

Risk level:  


Low

Area size:  


13887



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