Das verlassene Tenniscenter
Ich stehe am Eingang der alten Bergresidenz. Es ist in den letzten Stunden wahnsinnig heiß geworden. Vor dem Haus stehen ein paar Stühle im Schatten und laden zu einer kurzen Pause ein. Gestärkt und ausgeruht geht es einige Minuten später weiter. Die einst wohl sehr belebte Berghütte im rustikalen Stil hat eine eigenartige Anziehungskraft. Von außen sieht das Gebäude noch sehr gut erhalten aus. Ich bin gespannt, was mich hier erwartet und ob die Tennishalle, wo einst sogar Tennisgrößen wie Steffi Graf und Boris Becker spielten, noch Überraschungen für mich bereithält.
Mit meiner Kamera in der Hand betrete ich die Räumlichkeiten. Direkt hinter dem Eingang befindet sich ein kleiner Aufenthaltsraum, an den das alte Restaurant-Café mit dem Kaminzimmer und der Hochterrasse grenzt. Trotz der starken Verwüstung im Inneren strahlt die Einrichtung eine seltsam gemütliche Atmosphäre aus. Der Geruch von Holz und Muff liegt in der Luft. Im hinteren Bereich des Restaurants liegt die Bar und scheint vergeblich auf neue Gäste zu warten.
Ich gehe die Treppen hinauf zu den Gästezimmern. Die Räume sind heiß und stickig. Einige der ehemaligen Besucher scheinen hier ihre Spuren hinterlassen zu haben. Aus den Zimmern hat man einen tollen Blick über die Wälder des Harz'. Die Außenbereiche hat es schlimmer getroffen. Neben dem leider üblichen Vandalismus hat auch die Natur bereits damit begonnen, sich diesen Bereich zurückzuerobern. Ich versuche diese Momente mit meiner Kamera festzuhalten, um die Geschichten einzufangen, die das alte Gebäude zu erzählen versucht.
Über die Treppen gelange ich zuerst wieder ins Erdgeschoss und danach in die verlassene Tennishalle. Das einstige Teleskopschiebedach und der angeblich gelenkschonende Sandboden sind noch da. Durch die großen Dachflächen hat sich aber auch hier die Sommerhitze gestaut. Hier herrscht eine fast gespenstische Stille. Leider hat auch hier jemand seiner Wut freien Lauf gelassen und einiges an Mobiliar herausgerissen und herumgeworfen.
Während ich durch die verschiedenen Teile des doch recht großen Gebäudes gehe, entdecke ich immer wieder kleine Details – eine alte Minibar, verstaubte Bademäntel, vergessene Spielzeuge und sogar ein Gebiss. Jeder Fund ist wie ein Puzzlestück, das die Geschichte dieses Ortes zusammenfügt. Nach über einer Stunde beschließe ich den Ort wieder zu verlassen und freue mich bereits jetzt darauf, die Fotos auf meiner Speicherkarte zu begutachten.
Ich verlasse die Bergresidenz mit einem Gefühl von Melancholie und Faszination. Meine Kamera ist gefüllt mit Bildern, die die Geschichte dieses besonderen Ortes bewahren. Als ich zurück ins Auto steige, kommt die nächste Gruppe mit Kameras angereist. Ich grüße freundlich und hoffe, dass sie diesem Ort auch mit dem nötigen Respekt entgegentreten.
Um diesen Ort weiterhin vor ungewünschten Besuchern fernzuhalten, habe ich den eigentlichen Namen der Anlage verändert und aus einigen Bildern herausretuschiert. Es war auch tatsächlich gar nicht mal so einfach, mehr über die Geschichte dieses Ortes zu erfahren. Das, was ich herausfinden konnte, habe ich weiter unten in diesem Beitrag zusammengefasst.
L'historique
Im Jahr 1987 wurde in der wunderschönen Berglandschaft des Südharz' eine gemütliche Berghütte im rustikalen Stil erbaut. Diese Anlage, die ich hier einfach einmal als "Bergresidenz" bezeichne, war einst ein bekannter Treffpunkt für Tennisbegeisterte während der Blütezeit des deutschen Tennis, als prominente Spieler wie Steffi Graf und Boris Becker die internationalen Tennisplätze dominierten. Das Tenniscenter bot nicht nur ein Restaurant-Café mit Kaminzimmer und Hochterrasse, sondern auch eine Bar und sechs geräumige Doppelzimmer mit Terrassen. Von der Terrasse aus hatte man einen wunderbaren Blick über die Außenanlagen und die angrenzende Natur.
Die Gästezimmer der Bergresidenz, welche mit Dusche,WC und BD ausgestattet waren, befanden sich in ruhiger Hanglage und boten den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, die Natur und die klare Luft des Harzes zu genießen. Das Hotel verfügte zudem über ein weiteres, großzügiges Gästezimmer ohne Terrasse, das mit Fußbodenheizung, zwei Duschen und einer separaten Toilette ausgestattet war.
Früher standen den Gästen zahlreiche Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung, darunter eine große Tennishalle mit Sandboden und einem europaweit einzigartigen Teleskopschiebedach, ein Schwimmbad, eine Sauna und sogar eine Kegelbahn. Leider sind diese Einrichtungen heute alle stark von Vandalismus betroffen und zerwühlt. Dennoch war die Bergresidenz mit Sicherheit ein toller Ausgangspunkt für Wanderungen und Ausflüge zur nahegelegenen Odertalsperre oder der steilsten Seilbahn Europas.
Zu den Besonderheiten der Bergresidenz gehörte außerdem die gemütliche Holzbauweise, die sich harmonisch in die Umgebung einfügte. Von außen sah das Tenniscenter eher aus, wie eine überdimensionierte Blockhütte. Den Gästen stand ein großer Parkplatz zur Verfügung und das Restaurant bot ein reichhaltiges Frühstück sowie ganztägig warme Speisen und Getränke.
Mittlerweile ist das Gelände seit einigen Jahren verlassen und verfällt immer mehr. Das Blockhaus-Restaurant, das einst an die Tennishalle angrenzte, sowie das gesamte Areal sollte versteigert werden, aber die Zukunft ist weiterhin ungewiss. Die Restaurierung der Gebäude und der 18.000 Quadratmeter großen Fläche würde mit Sicherheit ziemlich viel Geld kosten.
Die Bergresidenz ist heute ein stiller Zeuge vergangener Tage. Die Zimmer, die einst die Gäste beherbergten, sind nun verlassen, zerwühlt und verwüstet. Sie waren mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet, darunter Doppelbetten, Minibars und Fernseher, und boten von ihren Terrassen aus einen wunderbaren Blick auf die umliegende Natur.
Vor einiger Zeit machten zwei Kinder beim Spielen auf dem verlassenen Gelände eine verdächtige Entdeckung. Sie beobachteten, wie zwei Personen mit einem Lieferwagen verschiedene Gegenstände vom Grundstück entfernten. Dank ihrer Aufmerksamkeit wurde die Polizei eingeschaltet, die daraufhin wegen des Verdachts auf Hausfriedensbruch ermittelten. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Lost Place irgendwann wieder mit neuem Leben gefüllt, oder irgendwann endgültig dem Erdboden gleichgemacht wird.
Faits saillants
Année de construction:
1987
L'état des lieux:
Bon état
Contrôle:
Aucun
Niveau de vandalisme:
Vandalisme important
Niveau de difficulté:
Faible
Superficie totale: