Kamerakram
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Hammersmith Kaserne

Momentan werden in der verlassenen Hammersmith Kaserne in Herford offizielle Führungen angeboten. Mit im Angebot sind auch zweistündige Fototouren, auf denen man sich komplett selbstständig auf dem alten Gelände bewegen darf.


Vor Ort angekommen bin ich zuerst einmal etwas überwältigt von der Größe des Areals. Bereits bei der Anfahrt bin ich durch die anderen Abschnitte der Kaserne gefahren, die bereits umgebaut worden sind und konnte sehen, wie groß dieses Gelände einmal gewesen ist. Ich beginne etwas planlos meine Tour einfach mit dem ersten Gebäude, an dem ich vorbeikomme.


Es ist die alte Kantine, die ich gerade über einen Seiteneingang betrete. Es riecht nach altem Fett und man kann, trotz der fehlenden Geräte noch genau erkennen, wo hier was gemacht worden ist. Durch die Großküchen erreiche ich die Essensausgabe und die Räume, in denen die Soldaten dann wahrscheinlich gegessen haben. Hier und da liegen noch ein paar zerschmissene Teller und Tassen herum. In den weiteren Stockwerken finde ich hier noch weitere Aufenthaltsräume, ein kleines Kino und eine Kneipe. So wie es hier riecht, wussten die Soldaten auch, wie man feiert.


Weiter geht es in das nächste Gebäude. Hier ist eine große Sporthalle untergebracht. Der Holzfußboden hat sich nach oben gedrückt und es riecht bereits sehr muffig. Auch wenn ich überall spannende Motive finden kann, ist es für mein Empfinden alles noch etwas zu wenig verfallen. Noch viel interessanter wäre es, wenn die Natur hier schon weiter in die Gebäude eingedrungen wäre. Das würde allerdings auch bedeuten, dass die Gebäude wahrscheinlich nur noch mit erheblichem Aufwand nachgenutzt werden könnten.


Als weiteres spannendes Highlight dieser Tour schließt sich der Krankenhaustrakt der Kaserne an. Hier sind sogar noch ein paar Geräte montiert, mit denen die Patienten untersucht werden konnten. Direkt neben diversen Wartezimmern und Untersuchungsräumen schließen sich die OPs an. Die Stimmung hier ist irgendwie beklemmend.


Die zwei Stunden der Fototour sind sehr knapp bemessen und so muss ich mich gefühlt bereits nach kurzer Zeit wieder auf den Rückweg machen. Ich werde diesen Ort auf jeden Fall noch ein weiteres Mal besuchen, um mir in Ruhe die restlichen Bereiche anzuschauen.


Die Historie

Ursprünglich als Estorff-Kaserne bekannt, diente das Gelände seit dem 19. Jahrhundert militärischen Zwecken. Doch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann ein neues Kapitel, als die britische Armee das Gelände übernahm.


Nachkriegszeit und britische Besatzung

Im Jahr 1945, nach dem Endes des Zweiten Weltkrieg, wurde Herford von den Alliierten besetzt, und die britische Armee übernahm das Gebiet. Die Estorff-Kaserne wurde in Hammersmith-Kaserne umbenannt und diente fortan als wichtige militärische Einrichtung der Briten. Über Jahrzehnte hinweg prägte die Präsenz der britischen Streitkräfte das Stadtbild von Herford.


Abzug der Britischen Streitkräfte und Beginn der Konversion

Im Jahr 2010 kündigten die britischen Streitkräfte ihren Abzug an, der schließlich 2015 vollständig abgeschlossen wurde. Seitdem stand das Areal leer, was eine Chance für die Stadt Herford bot, das Gelände neu zu entwickeln und einer zivilen Nutzung zuzuführen.


Die Umwandlung des Geländes begann 2019 mit dem Projekt “Drei Geschwister”. Hierbei wurden drei ehemalige Mannschaftsunterkünfte in moderne Appartements für Studierende umgebaut. Diese Gebäude wurden umfassend saniert und modernisiert, wobei Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle spielte. Die Flachdächer wurden als Gründächer ausgeführt und mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, was die ökologische Ausrichtung des Projekts unterstreicht. Die modernen Wohnräume bieten flexible Nutzungsmöglichkeiten und tragen zur Belebung des Areals bei.


Weitere Entwicklung und Zukunftspläne

Ende 2023 erwarb die Stadt Herford die restlichen acht Hektar der ehemaligen Kaserne von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Für die Zukunft ist geplant, auf dieser Fläche ein modernes, gemischtes Wohnquartier zu entwickeln. Das geplante “Hammersmith Quartier” soll neben Wohngebäuden auch Einrichtungen für die Nahversorgung, Büros und eine Kindertagesstätte umfassen. Ziel ist es, ein nachhaltiges und flächenschonendes Wohnumfeld zu schaffen, das den Bedürfnissen einer modernen Stadtgesellschaft gerecht wird.


Das Architektur- und Stadtplanungsbüro Astoc Architects and Planners GmbH hat bereits einen städtebaulichen Rahmenplan erarbeitet, der den Wandel des Wohnens berücksichtigt. Dabei wird besonders auf barrierefreie und altengerechte Wohnungen geachtet, die flexibel genutzt werden können und eine hohe Lebensqualität bieten.


Die Geschichte der Hammersmith-Kaserne in Herford ist ein Beispiel für die erfolgreiche Umnutzung ehemaliger Militärflächen. Von einer militärischen Einrichtung hat sich das Gelände zu einem modernen und lebendigen Stadtquartier entwickelt. Dieser verlassene Ort wird also im Laufe der nächsten Jahre komplett verschwunden sein.


Kurze Fakten

Legaler Lost Place

Kategorie:  


Militär & Bunker

Baujahr:  


1934

Verlassen seit:  


2015

Zustand:  


Guter Zustand

Vandalismus:  


Mäßiger Vandalismus

Schwierigkeitsgrad:  


Kinderspiel

Weitere Informationen zu diesem Ort:

herford.de/Planen-Bauen-Wohnen-/Konversion/Historie/



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