Kamerakram
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Heeresbekleidungsamt Bernau

Die Natur hat sich das Gelände rund um die riesigen, in einem Halbkreis angelegten Gebäude schon längst zurückerobert. Viele der Wege sind kaum noch zu erkennen, überall wachsen Sträucher, Birken und Weiden. Aus einigen Mauern, Dachrinnen und Fenstern wachsen kleine Bäume.


Das Heeresbekleidungsamtes Bernau wurde 1939 erbaut und wurde dann von der deutschen Wehrmacht zur Herstellung und Lagerung von Uniformen und Armeezubehör genutzt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges waren hier Teile der Sowjetischen Streitkräfte in stationiert.


Ich beginne meine Tour damit, mir einen Weg Unterholz zu bahnen und plötzlich vor einem riesigen, im Halbkreis angeordneten, Gebäudekomplex. Das ursprüngliche Gelände scheint wahnsinnig groß gewesen zu sein, auch wenn heute davon nur noch kleine Teile übrig sind. Hier war früher also einmal das Militär verschiedener Länder untergebracht. Ob ich davon noch etwas entdecken kann? Es ist ein heißer Sommertag und ich werde anstatt vom Sicherheitsdienst, von Mücken und anderen Insekten verfolgt.


Wie viele andere Gebäude aus dieser Zeit, besteht das Heeresbekleidungsamt aus rotem Backstein. Die Bauten haben zwei bis drei Stockwerke und sind durch Übergänge miteinander verbunden.


Ich streife etwas planlos durch schier endlosen Gänge, die aber immer wieder tolle Fotomotive bieten. Ich will gar nicht wissen, wie viele Bilder von Gängen und Türen sich mittlerweile in meinem Fotoarchiv befinden. Es können aber gar nicht genug sein und deswegen sitzt mein Zeigefinger auch bereits wieder am Auslöser.


Irgendwann entdecke ich tatsächlich noch Relikte aus der vergangenen Zeit. Wo ich doch vorher immer nur Bauschutt und Scherben entdecken konnte, hängt hier nun eine Weltkarte an der Wand eines großen Raumes. Über den Fenstern sind russische Schriftzüge zu erkennen. Was hier steht, kann ich leider nicht entziffern und so soll die Bedeutung für heute ein Rätsel bleiben. Aufgrund der Karte vermute ich, dass ich gerade eventuell in einer Art Konferenzraum stehen könnte.


Neben einigen Schlafplätzen ist hier aber leider nicht mehr viel zu sehen. Natürlich bieten auch leere Räume hin und wieder tolle Motive, aber es ist viel spannender, wenn man durch alte Maschinen, Zeitungen und Möbelstücke noch tiefer in die Geschichte des jeweiligen Gebäudes eintauchen kann. Die Räume im Erdgeschoss sind an vielen Stellen mit Brettern vernagelt, so dass nicht viel Licht in Innere dringen kann. Hier bin ich froh darüber, dass ich nun endlich eine vernünftige Taschenlampe gefunden habe, die auch größere Räume ordentlich ausleuchten kann. Ich kann die Taschenlampen von OLight wirklich weiterempfehlen, denn zumindest mein Modell arbeitet seit mehreren Jahren sehr zuverlässig und die Akkukapazität reicht immer für mehrere Touren aus.


Die Historie

Das Heeresbekleidungsamt wurde 1939 von der Wehrmacht erbaut und diente anschließend von 1941 bis 1945 mit über tausend Beschäftigten als Lager für Uniformen und Armeezubehör der deutschen Wehrmacht. Nach dem Krieg wurde es als Versorgungslager für die Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland genutzt.


Als zentrales Nachschub- und Versorgungsdepot nutzten die Sowjetischen Streitkräfte das Gelände des Nebenlagers zur Lagerung von Armee-Bekleidung, Armeezubehör und Ersatzteilen. Auch wurde Bekleidung repariert, es gab eine Wäscherei und eine Näherei. Außerdem befand sich hier eine Transporteinheit, der Stab des zentralen Versorgungsdepots und eine zentrale Feldpostverteilerstelle. Neben dem Depot befand sich im Nebenlager eine Nachschubbrigade des Sowjetischen Verteidigungsministeriums. Jedes Gelände war gleich mehrfach an das Schienennetz angeschlossen.


Seit dem Abzug der sowjetischen Streitkräfte im Jahr 1991, verfällt das riesige Sperrgebiet und im Boden werden zahlreiche Altlasten vermutet. Mittlerweile ist es soweit, dass hier eine Umnutzung stattfindet. Einige Gebäude des Nebenlagers wurden bereits saniert, andere werden folgen. Für die restlichen Gebäude des alten Heeresbekleidungsamtes gibt es nun auch einen neuen Investor und konkrete Pläne. Dort sollen Wohnungen für bis zu 4.000 Menschen entstehen. Dazu werden auf dem 40 Hektar großen Areal neue Wohngebäude entstehen. Die teilweise denkmalgeschützten Gebäude bleiben erhalten und sollen aufwändig renoviert werden. Das bedeutet aber auch gleichzeitig, dass hier ein weiterer verlassener Ort für immer verschwinden wird.



Kurze Fakten

Kategorie:  


Militär & Bunker

Baujahr:  


1939

Verlassen seit:  


1991

Schwierigkeitsgrad:  


Gering



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